Inside Arcade: Star Wars Pachinko – Stoßpudel, Bling, Bling, Sinneslöschen, Frontalblitzkrieg – 5 Stunden Marathon

Zugegeben, ein wirklich kafkaesker Titel, der aber durchaus seine Berechtigung hat, denn so ein Pachinko ist ein Erlebnis der besonderen Art. Während westliche Glückspielgeräte für mich eher langweilig sind, hat man bei Pachinkos das Gefühl, mitten im einem 3D Kino zu sitzen das nur eines zum Ziel hat => Dir die Sinne zu löschen. Ganz ähnlich dem Polybius, nur das es Pachinkos wirklich gibt und keine Urban Legend sind. Es wird einem Pachinko auch nicht gerecht als reines Glückspielgerät bezeichnet zu werden. Das wäre unfair, denn man bekommt eine Menge mehr geboten. 

Kürzlich ergab sich die Möglichkeit einen zu ergattern, und so hab ich auch gleich zugeschlagen. Das Ziel der Begierde war ein Star Wars Revenge of Darth Vader Gold Frame. Der Verkäufer hat mich vorab super beraten und so wusste ich was auf mich zukommt. Dachte ich zumindest, aber dazu später mehr. Ich habe für euch ein wenig die Geschichte der Pachinkos erkundet und danach in einem 5 stündigen Marathon Körper und Geist auf Spiel gesetzt, um euch einen authentischen Bericht zu liefern. 

Die Geschichte der Pachinkos:

Der Name Pachinko leitet sich von Patchi-Patchi ab, mit dem das Prasseln eines Feuers umschrieben wird, bzw. ähnlich einer herunter fallenden Kugel. Pachinkos entwickelten sich wie auch Flippergeräte aus den im Mittelalter bekannten (Achtung und jetzt kommts:) Stoßpudel Spielen. Ja, richtig gelesen: „Stoßpudel Spiel“

Zitat bayrisches Wörterbuch:

Die Pudel, langes Brett in einer Kegelbahn, auf welchem die geworfene Kugel fortrollen muß, bis sie die Kegel erreicht. Die Stoßpudel, tragbare Kegelbahn, ungefähr nach Art einer Billardtafel, auf welcher eine elfenbeinene Kugel mit einem Stoß gestoßen wird. Daher: pudeln auf einem Pudelplatz, Kegel schieben…

Einigen wird der Begriff Bagatelle Spiele geläufiger sein, die ja bereits im Mittelalter in Frankreich, Deutschland und auch Österreich zu finden waren. Hier ein Abbildung eines solchen Bagatelle Spiels:

Bild: Wikipedia

Ich zitier mal kurz aus Wikipedia, weil ichs auch nicht besser formulieren könnte:

Die Stoßpudel gehört zur Gruppe der so genannten Bagatell- oder Pinballspiele, welche zu den Vorläufern der heutigen Flipperautomaten zählen. So bezeichnet der Ausdruck „Pinball“ ein mit Nägeln beschlagenes Brett, worauf eine oder mehrere Kugeln ihren Weg finden. Diese Spiele gab es schon seit dem 19. Jahrhundert.

Auch lustig zu lesen:

Das Stoßpudel-Spiel gehörte z.B. zur Spiele-Ausstattung in österreichischen Internaten um 1920. Dies scheint insofern verwunderlich, als das Stoßpudelspiel in Österreich zu den verbotenen Spielen (vgl. Liste verbotener Spiele des k.u.k. Justizministeriums) zählte – man wollte damals ganz allgemein das Spiel um Geld (sowohl bei Glücksspielen als eben auch bei Geschicklichkeitsspielen) unterbinden, nicht aber das Spiel an sich.

Es fehlte aber noch das ein oder andere um den Weg für Pachinkos zu ebnen: Zum Beispiel eine geeignete Abschussvorrichtung, im englischen auch Plunger genannt. Der wurde um 1870 von einem gewissen Montague Redgrave erfunden, der auch Flipper Fans bekannt sein dürfte

Quelle: USPTO 115357 Abschussvorrichtung für ein Bagatelle Spiel.

Um 1900 entwickelten sich dann aus den Bagatelle Spielen, die nicht auf dem Tisch lagen, sondern aufrecht gespielt wurden, die erste Pachinko Vorgänger.  Warenautomaten waren ja bereits Ende des 1800 Jahrhunderts bekannt und so war der Weg nicht weit für münzebetriebene Glückspielautomaten. In Europa kamen sogenannte Fingerschlag bzw. Schillinghupfer Geräte auf, in Amerika Poker und Slot Machines und in Japan eben die Pachinkos. 

Bild: Pachinko aus der Vorkriegszeit

Wikipedia: Masamura Gauge All 15

Ein gewisser Masamura Takeuchi machte aus den zuvor erwähnten Bagatelle Spielen den Vorläufer heutiger Pachinkos. Im Bild oben ist der Masamura Gauge All 15 abgebildet, der auch schon die typische Anordnung der Messing Nägel aufweist und in abgewandelter Form bis heute in den Pachinkos zu finden ist. Damit wurde aus dem Kinderspiel, ein Erwachsenen Spielzeug mit dem Geld gemacht werden konnte.

Kurz vor dem zweiten Weltkrieg kamen dann auch die ersten kommerziellen Geräte auf den Markt und sogleich schossen die ersten Pachinko Parlors aus dem Boden, ähnlich den amerikanischen Penny Arcades. Während des zweiten Weltkrieges wurden diese jedoch geschlossen und es sind keine Pachinkos aus dieser Zeit bekannt. Kurz darauf ging es aber weiter und um 1948 öffneten die Pachinko Parlors dann wieder.

Bis in die 1960er Jahre waren Pachinkos rein mechanische Geräte, dann kamen die ersten mechanische Klingel Effekte hinzu oder auch elektrische Beleuchtung. Später wurden auch sogenannten Tulip (Tulpen) Catcher hinzugefügt, das sind kleine Flügel links und rechts eines Auffanglochs um die Chancen zu erhöhen und dadurch mehr Kugeln ausgezahlt zu bekommen.

Bild Tulip Catcher

Im Jahre 1974 brachte Nishijin den ersten elektromechanischen Pachinko auf den Markt, der über Spulen die Tulip Catcher öffnen und schließen konnte. Weitere Innovationen waren kleine LED Displays und später folgten dann LCD Displays.

               

Bilder: Nishijin Model A

Über die Zeit wurden auch zusätzliche Spiel Modi eingeführt, so gibt es z.b bei meinem Gerät eine Mischung aus dem herkömmlichen Pachinko und dem Zahlenspiel von den Fruit Gambling Machines. Sind die 3 Zahlen gleich kommt in den sogenannten Fever Mode. Der macht seinem Namen alle Ehre. Ich will nicht vorgreifen, aber in dem Modus kommt man sich tatsächlich vor als hätte man 42 Grad Fieber und würde fantasieren… Später mehr davon.

Noch ein paar Eckdaten aus Wikipedia:

Da in Japan keine Spielkasinos erlaubt sind und Wetten ausschließlich bei Pferde-, Rad- und Bootsrennen gestattet sind, erfreut sich das legale Pachinko-Spiel großer Beliebtheit. 16 Mio. Japaner suchten 2008 die Pachinko-Hallen regelmäßig auf. Sie gaben um das Jahr 2000 jährlich ca. 250 Milliarden Euro für das Pachinko-Spiel aus. In Japan gibt es etwa 16.000 Pachinko-Hallen und schätzungsweise 34.000 Berufsspieler, von denen manche pro Monat bis zu 6000 Euro gewinnen sollen, andere geben vor, über 100.000 Euro verdient zu haben. Mit Pachinko TV gibt es auch einen eigenen Fernsehsender, der täglich Sendungen mit Informationen und Berichten rund um Pachinko ausstrahlt.

Da Glückspiel nicht nur bei uns, sondern überall auf der Welt streng beäugt wurde, gabs auch in Japan Bestrebungen dieses zu verbieten. Erfinderisch wie Japaner aber sind, wird dies mehr oder weniger geschickt umgangen. Man kann seinen Gewinn in Form von Kugeln  z.b in  Stofftiere, Goldbarren, oder sonstige Gegenstände tauschen und diese ein paar Meter weiter, wiederum in einem Laden dann in hartes Geld wechseln. Die Läden dürfen aber nicht ausgewiesen werden, sondern die Spieler müssen diesen dann selber suchen. Somit ist das Gesetz umgangen und es kann fröhlich gespielt werden.

Bild: RS-Pinball

Es gibt aber Unterschiede zu unserem heimischen Glückspiel. Kann man im Automaten Casino schonmal ein paar Hunderter in kürzester Zeit verlieren, so ist der Verlust bei Pachinkos wesentlich mehr beschränkt. Es wird berichtet das man nicht mehr als 2€ pro Minute verlieren kann, andererseits sind die Jackpot Gewinne auch nicht sehr hoch und betragen selten mehr als 40-45€. Komisch mutet zuerst an das der durchschnittliche Pachinko Spieler mit mehr Kugeln aus dem Spiel kommt, als er eingesetzt hat. Aber durch den Umstand das der Umrechnungskurs bei Umtausch irgendwas von 1 zu 2 oder 1 zu 3 ist, muss man schon viel „Glück“ haben um mit einem Gewinn von dannen zu ziehen. Viele Profi Zocker stehen schon in der Früh Reih und Glied um an die vermeintlich besten Geräte zu kommen und um die Gewinnchancen dadurch zu erhöhen.

 

 

Bild: RS-Pinball

Glaubt man den Berichten über Pachinko Parlors dürfte dies kein angenehmer Ort für Nichtraucher und lärmempfindliche Personen sein. Profi Zocker tragen nicht selten einen Gehörschutz. Aber so grotesk es klingen mag, Pachinkos Parlors werden als Ort der Entspannung angesehen. Der stressige, japanische Arbeitsalltag dürfte derart Kräfte raubend sein, dass das Spielen eines Pachinkos die nötige Ablenkung bringt. In den Parlors selbst gibt es so gut wie keine soziale Interaktion, selbst wenn man nebeneinander sitzt,  wird kein Wort gesprochen. Man guckt kaum links und rechts und wenn man genug hat ruft man einen Mitarbeiter zu Hilfe der die Kugeln dann zu einer Zählmaschine bringt und dort in die zuvor erwähnten Gewinne umtauscht. In letzter Zeit sprießen aber immer mehr rauchfreie Pachinko Parlors aus dem Boden die „familienfreundlicher“ gestaltet sind, um auch Frauen und Familien anzulocken. Es wird sogar berichtet das selbst Minderjährige Zugang zu so manchem Parlor haben und das nicht wirklich geahndet wird.
Damit ist der historische Exkurs zu Pachinkos beendet und der empirische Marathon Versuch kann beginnen 😉

 

Der 5 Stunden Pachinko Marathon:

Moderne Pachinkos sind im wahrsten Sinne des Wortes ein Frontalblitzangriff auf den visuellen bzw. auditiven Cortex, oder um es kurz zu fassen, aufs ganze Hirn. Die Fülle an Daten die dabei ins Gehirn prasseln sind unglaublich. Eigentlich empfiehlt es sich Sonnenbrille, Sunblock 5000 (Robocop TM), ein Noise Canceling Headphone zu tragen und ganz wichtig: ein Antiepileptikum zu sich zu nehmen. Safety first! Unerschrocken wie ich aber bin, hab ich auf alle Schutzmaßnahmen verzichtet und mich auf einen insgesamt 5 stündigen Pachinko Marathon begeben.

Da mir das Handicap dabei aber noch zu gering war, hab ich das ganze mit 250 Kugeln durchgezogen, was bedeutete das ich mir nun das Fitnessstudio für ein Jahr sparen kann. Profi Pachinko Spieler wissen um diese Leistung, für alle anderen sei erklärt das 250 Kugel nicht mal das Starter Set für Pachinkos darstellen. Da ist man schon eher im Bereich von 1 bis 2 tausend Kugeln. Man ist also während des Frontalangriffs aufs Hirn, zusätzlich beschäftigt die mickrigen 250 Kugeln in die entsprechenden Kugelauffangbecken zu verteilen. Zu erwähnen wäre weiters, das ich mich vorher sowenig wie möglich übers Spielprinzip informieren wollte, weil ich gerade bei Erstkontakt die empirische Beobachtung vorziehe. Danach les ich mir natürlich Erfahrungsberichte oder Anleitungen durch, so manches entdeckt man ja selbst bei längerer Benutzung nicht..

Sollte der Bericht plötzlich abbrechen so bitte ich euch das nächstliegende Krankenhaus zu informieren. Ich lieg sicher zuckend vorm Gerät und stoße unverständliche, ja-Panische Laute aus. Hoffentlich gehts mir nicht so wie den Leuten beim Spielen von Polybius: Alle Sinne gelöscht 😉 Aber mutig wie ich bin, stürze ich mich ins Abenteuer:

Let’s play!

Damit man einen Überblick über einen Pachinko bekommt, habe ich ein kurzes Einführungsvideo für euch zusammengestellt, das auch die wichtigsten Teile eines Pachinkos zeigt. Ich werde die Lautstärke im Video langsam anheben, um euch nicht gleich zu verschrecken, denn es ist wahrlich ohrenbetäubend! Aber hört und seht selbst..


Pachinko Gameplay (FullHD)

19.30. Einschalten des Geräts das erstaunlich schnell spielbereit ist. Kein Post Screen, kein booten nur kurzes initialisieren der beweglichen Teile und schon geht’s  los. Viel gibt es ja nicht zu bedienen, um ganz genau zu sein, braucht man eigentlich nur den Abschussregler zu drehen. Mit dem regelt man die Kraft des Abschusses, aber nicht, wie viele glauben, die Anzahl der Kugeln. Je weiter nach rechts, desto stärker wird der Ball ins Spielfeld geschossen. Übertreibt man es, werden die Kugel einmal ums Spielfeld geschickt und kommen dem Aufsteller zugute, gibt man zuwenig Power, fallen die Kugel wieder zurück ins Auszahlbecken. Es gilt also denn richtigen Dreh herauszufinden, im wahrsten Sinne des Wortes.

19:45 Eigentlich glaub ich das ich das Spielprinzip bereits durchschaut habe. Eigentlich, denn so ganz klar ist mir noch nicht wo die Kugeln in welche Löcher fallen und was es bewirkt. Was ich schon herausgefunden habe: Wenn eine Kugel ins oberste Loch fällt, krieg ich ein paar Bälle dazu und wenn sie ganz im unteren Loch verschwinden freut sich der Aufsteller. Bisher habe ich noch kaum auf den Bildschirm geschaut, wo eine Myriade animierten Sequenzen ablaufen. Aber keine Zeit dafür, noch trachte ich danach die Bahnen der Kugeln zu verfolgen. Immerhin gelingt es mir jetzt die ein oder andere zusätzliche Kugel zu gewinnen. Von Zeit zu Zeit wird auch der Chance Button Rot und man kann die ein oder andere zusätzliche Kugel riskieren 

 

20:00: Nachdem ich nun das erste mal etwas Zeit habe auf den Bildschirm zu blicken, fällt mir auf das wie auch bei heimischen Geräten Zahlen übers Display huschen. Aha, ist also ähnlich wie bei heimischen Glückspielgeräten. Begleitet wird das ganze von bombastischen Getöse, ja man hat das Gefühl mitten in einem Orchester zu sitzen, das es sich zur Aufgabe macht das Publikum musikalisch zu unterjochen. Auch die Lichteffekte sind überwältigend. So ein Pachinko erhellte dann auch ungemein den Raum. Und den des Nachbarn. Über die Straße.  Das Gerät strahlt nicht hell sondern grell. Sonnenbrille empfohlen 😉 Ja es hat schon was: Einfach mal in die Vollen greifen und es prasseln lassen.

21:00: Ich bin durstig, also schnell ein Mineralwasser geholt. Der Automat ist inzwischen in eine Art Standby Modus gegangen und gibt keinen Mucks von sich. Sobald aber Kugeln in eines der schwarzen Löcher fällt, geht der Frontalangriff weiter, als gäb’s kein Morgen. Ich bemerke das es außer dem Display noch ein kleines Feld mit LEDs gibt, die mir irgendwelche Informationen mitteilen will, welche ich aber (noch) nicht verstehe. Wie ich später herausfinden werde, erkennen Profizocker daran, ob sich ein Weiterspielen lohnt oder ob man lieber an ein anderes Gerät geht.

22:00 Uhr: Wer bis dahin nicht in eine Art Hypnose verfallen ist, den erwischts spätestens jetzt. Der Frontale Angriff auf die Ohren und das Hirn rufen erste Abnützungserscheinungen hervor. Aber ist man erst einmal ein bisschen Gaga, spielt sich’s leichter wie ich gerade feststelle 😉 Weiter im Programm, noch ist mein Wille ungebrochen dem Ding das ein oder andere Geheimnis zu entlocken. 

22:30: Ich frag mich grad wie viel Kugeln ich so pro Minute übers Spielfeld jage. Also kurz mal gezählt, es sind ziemlich genau 100 Kugeln. Laut einiger Internetseiten sollten es  um die 80 bis 100 Bälle sein.. Deckt sich also. Ich beginne mich zu wundern das nicht das ganze Haus zusammenrennt, ob des ohrenbetäubendes Krachs den das Gerät von sich gibt. Wahrscheinlich sind meine Mitbewohner schon längst in Rage verfallen und warten wie Zombies vor der Türe um mich zu töten und wieder Ruhe einkehren zu lassen. Ich sperr mal lieber ab 😉

22:45: Schon wieder bin ich in eine Art Trance verfallen, doch jäh reißt mich das Gerät mit schrillen Alarmgeräuschen, ähnlich einem Wecker, aus der Hypnose und will mir glauben machen das ein Fever kurz bevorsteht. Doch weit gefällt. DER/DAS GERÄT haut mir einen Full Stop rein. Innerlich seh ich gerade ein Bild wie ein Raumschiff aus dem Warp in ein schwarzes Loch fällt.  Das Gerät blinkt nicht mehr, der Bildschirm wird kurz dunkel und die Musik verebbt. Fast schon unheimlich. Aber der Friede währt nur kurz. Ein paar Sekunden später infiltriert der Pachinko wieder all meine Sinne. Bin schon fast beruhigt, es geht weiter…

23:15: Ich wollte spätestens kurz nach der letzten Meldung aufs WC, hab es aber bis jetzt unterdrückt ohne es zu merken. So langsam beginne ich mir Sorgen über meinen Zustand zu machen. Wenn ich schon nicht mal mehr mitbekomme das ich austreten muss dann gute Nacht. Also mal kurz ein Bio Break und schnell einen Snack zu mir genommen. Nicht das ich wegen Unterzuckerung ausfalle. 

23.45: Wo bin ich, wie heiß ich und was mach ich überhaupt hier? Achja, Pachinko Marathon… Ich bin verwundert wie viele Animationen die in die Chips gepackt haben. Immer wieder neue Sequenzen huschen über den Bildschirm. Wie ich später feststellen werde, gibt’s auch nach dem 20 mal spielen immer noch neue animierte Sequenzen und Mini Games.. 

0:00: Woow, ich bin immer noch am Leben. Zur Vorsicht zwick ich mir mal in den Bauch. Aua, tut weh, passt also. Dann kann ich beruhigt weitermachen. Jetzt nur nicht aufgeben. Pachinko Profizocker spielen anscheinend bis zu 8 Stunden täglich. Na dann bin ich ja für einen Anfänger eh gut im Rennen. Und dann wieder ein Full Stop. Kurzzeitig verstummt das Orchester, die Lichter werden dunkel, es ist was im Busch! Nur was? Ha!  Eine Darth Vader Maske fährt über einen Servo gesteuert von oben über den TFT-Screen und wird imposant per rote Augenhintergrund in Szene gesetzt. Ich hab im Einleitungstext wirklich nicht zuviel versprochen. 3D Kino! So langsam beginne ich zu verstehen warum die Geräte so anziehend sind. Das Gerät vereinnahmt einen schon ziemlich und man vergisst wirklich alles um einen herum. 

00:15: Jetzt hab ichs geschafft: Fever Mode. Drei gleiche Zahlen am Bildschirm. Das hatte ich zuvor auch schon, muss aber noch zusätzlich was gemacht haben, denn jetzt geht DER GERÄT erst so richtig ab. Dachte ich vorher schon das das Ding nicht mehr blitzen und ohrenbetäubender sein kann, hab ich mich grundlegend getäuscht. Die wildsten Strobo Effekte und Animationen erzeugen sowas wie Angst in mir. Aber nicht mir mir Schurke. Todesmutig dreh ich weiter am Abschussknopf und schieß die Kugeln mal mit mehr mal mit weniger Kraft ins Spielfeld. Es hört nicht auf zu blinken und zu tönen. Eine schier unglaubliche Anzahl an Kugeln sammelt sich im Auszahlbecken. 

00:30: Ich bin immer noch im Fever Mode. Anscheinende hab ich sowas wie einen Streak. Immer noch wilder werden die Animationen und Blitz und Soundeffekte. Etwas empfindlichere Seelen wären schon längst umgefallen. Es ist eindeutig: Für Pachinkos muss du wirklich hart im nehmen sein. Nix für Warmduscher. So langsam bricht mir der Arm ab, 250 Kugeln sind wirklich viiiiiel zu wenig… Schnell bei Kugel-Winnie 1000 Kugel bestellt und in Kürze werd ich mir zusammen mit einem Freund einen Ball Lifter bauen. Damit werden die ausgeschiedenen Bälle von unten ins obere Auszahlbecken befördert. Erleichtert auf jedenfall den Pachinko Alltag..

00:45:  Der Fever Mode ist echt nichts für schwache Nerven. Der Pachinko gibt jetzt wirklich alles. Es tönt aus dem Gerät als ob das zuvor erwähnte Orchester um sein Leben spielt, Stroboskopeffekte in allen Farben und einer Frequenz, die selbst einem altgedienten 50Hz ArcadeGamer mächtig zusetzen und an den Rand eines Epi Anfalls bringen. Wahnsinn! Und gerade als man denkt, es geht wirklich nicht mehr,  ALARM STUFE ROT. In Großbuchstaben! Mit nochmals schrilleren Tönen und einer noch höheren Strobofrequenz.  Man erwartet sich jetzt den epischen Endkampf, aber – weit gefehlt! Anstatt dessen erfolgt die obligatorische Liebeszene, ganz gleich wie im Film. Anakin Skywalker und Padmé Amidala auf einer Schloßveranda, danach noch eine romantische Szene – Kuss – Heirat. Hehe, irgendwie muss ich grad innerlich schmunzeln, denn nach dem Alarm hätte ich mir echt einen epischen Kampf erwartet, statt dessen eine Heiratszene. Trotzdem gut! 

01:00: Jetzt kommt doch noch der epische Kampf – Darth Vader vs. Yoda. Es scheint so als ob Yoda verliert. Aber die Macht ist mit ihm, er meditiert kurz, fokussiert seine Jedi Kräfte und gewinnt! Eine schier unglaubliche Anzahl an Kugeln prasselt in den Auffangbehälter. Aber irgendwas will mir der Automat mitteilen, denn eine weibliche Stimme dröhnt mir was jaPanisches ins Ohr. Huch, das untere Auszahlbecken ist ja voll. Wird einem auch angezeigt, weil die LEDs des Beckens blinken. Verdammt, ich brauch wirklich einen Ball Lifter! Statt dessen: Kugelstoßen. Gefühlt zum tausendsten Male…

01:15: Verdammt! Ich hatte zwar einen Fever Streak, aber das ganz große Glück wird mir heute nicht gewährt. Bei Runde 13 oder Episode II-04 ist die Glückssträhne wohl zu Ende. So ganz hab ich nicht kapiert warum und wieso. Mist! So kurz vorm Ziel. Andererseits soll ja nicht gleich alles entzaubert werden und so gibt’s das nächste Mal sicher wieder etwas Neues zu entdecken. So ganz glauben will ich’s aber doch nicht. Grrrr.. vlt. geht ja doch noch was. Second Chance oder so.. DER Gerät hat mich bereits in den Bann gezogen, ich kann anscheinend nicht mehr aufhören… 😉

01:30: So aus, Schluss! Die Birne brummt, das Auge rot, die Hypophyse spielt das Lied vom Tod. Wenn ich mal kurz überschlage, hab ich so zwischen 25 bis 30.000 Kugeln übers Spielfeld gejagt. Die andauernden Stroboskop Attacken werden mir heute wahrscheinlich den Schlaf rauben und sollte ich doch kurz einnicken, werd ich von tausenden Riesenkugeln durchs Star Wars Universum gejagt und Ja Ja Binks wird in einer Endlosschleife durchlachen.. Am morgen wache ich dann durchgeschwitzt auf und kann mich an nichts mehr erinnern. Gehirn total sinnesgelöscht und Gaga.  Vom Tennisarm und dem ausgeprägten Karpaltunnelsyndrom red ich erst gar nicht. Und trotzdem wars der Marathon wirklich wert. 

Fazit:

Es dürfte genau 2 Arten von Menschen geben: Jene die Pachinkos mögen und jene die dem nichts abgewinnen können. Dazwischen gibt es wohl keine Abstufungen. Aber einen Pachinko als reines Glückspielgerät zu bezeichnen wird ihm auch nicht gerecht. Wie am Anfang geschrieben ist es eher eine Art 3D Kino das sämtliche Sinne bedient, irgendwie hat so ein moderner Pachinko also durchaus seinen Charme. Allerdings sollte man schon eine gewisse Vorliebe für Bling, Bling, Anime und die japanische Kultur mitbringen, sonst greift man eher zu Schach oder Bingo. Das ganze ist wirklich, WIRKLICH schrill 😉 Was ich mir auf jeden Fall besorgen muss sind mehr Kugeln und einen Ball Lifter, das erspart so einige Mühen. Wer jetzt ebenfalls Interesse an so einem Gerät hat, sollte einen Blick in der Bucht werfen, dort werden des öfteren günstige Geräte angeboten. 

Abschließend möchte ich mich beim Verkäufer meines Pachinkos bedanken und auch beim Pachitalk Forum, die mir für diesen Artikel beratend zur Seite gestanden sind 😉