Inside Arcade – Come to the dark side – we have bootlegs!

Im Zuge meiner Recherchen stoße ich immer wieder auf interessante Leute im Arcade- oder Pinballbereich. In dem heutigen Artikel wollen wir einmal auf die andere Seite der Spiele Industrie blicken und zwar auf die „Sicherheitskopieindustrie“ 😉

 

Come to the dark side, we have bootlegs!

Vorwort Arcadiabay:

Die ersten Bootlegs kamen aus Japan, wurden dann aber sehr schnell hier in Deutschland und nachgebaut, zB Galaxian von Universal Video Games bei Frankfurt. Als die Platinen dann komplexer wurden, kamen sie nur noch aus Japan, danach aus Korea, und ( aber weniger ) aus Taiwan, Italien und Spanien. Viele japanische Hersteller haben als Bootlegger angefangen, zB Seibu .. Wir haben auch mal eine Zeit Boards selbst hergestellt ( Wonderboy und Monsterland ), allerdings lohnte sich das nicht wirklich, viel Arbeit und wenig Brot.

Importiert wurden die Boards von verschiedenen Großhändler ( zB Arcadiabay, damals als MSG = Münzautomaten Service Gröger ), oder TV Tuning in Hamburg, G&F in Mainz etc, aber auch die lizensierten Händler wie die Nova dealten unter der Hand mit Bootlegs. Die nationalen Vertriebswege waren problemlos, es gab eingentlich keine Sanktionen der Hersteller in Europa, die Bootlegs wurden offiziell beworben und verkauft – das waren noch Zeiten

Streetfighter 2 z.B. kostete als Original stolze 2000 DM ( + MwSt ) , die Bootlegs fingen mit 1000 DM an und gingen dann im Laufe der Zeit auf 3-400 DM runter, das war bei Bootlegs allgemein so üblich; erst kamen eine guten Kopie ( oft aus Japan ), dann wurde das Spiel billiger und billiger, immer auch auf Kosten der Qualität. Meistens kamen die ganz billigen Bootlegs dann aus irgendwelchen Kellerwerkstätten in Korea, vollgepropft mit üblen GS/Goldstar TTL IC’s und unterirdischer Leiterplatten-Qualitäten. Aber bei dem Preisunterschied war’s den Aufstellern egal …

Anders sah es in den USA aus, da griffen die Gesetze besser und es gab fast nur Originale auf dem Markt. Heute rächt sich der Fluch der bösen Taten von früher : wann immer man hier einen Automatenaufsteller leerräumt, hatte man fast nur Bootlegs zwischen den Fingern, und in den Staaten sitzt man auf den schönen Originalen …

 

Inside Arcade:

Ich hatte die nicht alltägliche Möglichkeit ein paar Fragen an einen Insider zu stellen und hab sogleich die Gelegenheit genutzt ein paar Dinge aus dem Nähkästchen zu entlocken, die man sonst vielleicht so nicht immer erfährt:

A: Hallo, zuerst mal vielen Dank das du dir die Zeit nimmst und uns Einblicke in dein damaliges Leben gibst. Du hast ja eigentlich den Arcade Geek Traum gelebt und konntest in dem Bereich Fuss fassen, auf recht „unkonventionelle“ Art, wie wir gleich lesen werden 😉 Kannst du uns etwas über die damalige österreichische Arcade Szene erzählen? Gab ja einige Hersteller von Cabs und Spielen im Raum Oberösterreich und Wien.

B: Ich weiß nicht was die „Szene“ in Österreich gemacht hat, eigentlich gab es gar keine Szene. Jede kleine Bude hat im Kleinen dies und das gemacht. Und nach außen hieß es „Schnauze halten“ Bin auch erst etwas später dazu gekommen.. Die Arcade Hersteller in Oberösterreich hatte ich nie kennengelernt. Auch nicht gewusst das Oberösterreich das Mekka der Aufsteller war.

A: Wie kams zu deinem Werdegang?

B: Viele in den 80ern lernten damals BASIC und programmierten in der Freizeit dies und das … Manches war ganz gut und wurde in Zeitschriften veröffentlicht für 500 DM und so. Das wollte ich auch …

 

10 PRINT „HELLO WORLD“
20 GOTO 10

A: Jaaa, da werden Erinnerungen wach! Die ersten Sprites am C64er über den Bildschirm wandern lassen, mit Sound experimentieren und die Hoffnung bald als Spieleprogger berühmt zu werden :p

B: Einige Wenige lernten damals sogar Maschinensprache (ASSEMBLER), dies war aber recht mühsam zu programmieren, griff es doch direkt in die Hardware ein. Das hatte aber einen unschlagbaren Vorteil: Der Code war sauschnell – 200x schneller z.B beim C64 Homecomputer.

A: JMP, LDA, und SYS lässt grüßen. Selig der diese Sprache spricht 😉  Seitenlange Basic Listings abtippen und dann hoffen das man keinen Tippfehler gemacht hat, oder schlimmer – im Listing selbst war ein Tippfehler. Dann hieß es warten auf das nächste Heft.  Stichwort Fehlerteufel!

;Hello World 6502 CPU (C64)

LDY #$00 ;init loop counter
L0
LDA L1,Y ;load a byte of the text
BEQ L2 ;if zero -> end
JSR $FFD2 ;call CHROUT
INY ;inc loop counter
JMP L0 ;thanks to paul nicholls
L1
.byte „hello world“,0
L2
RTS

 

B: Ja, diese Homecomputer waren sozusagen Einstiegsdroge 😉 Auch ich programmierte damals ein aus heutiger Sicht bescheuertes Spiel, aber für 13. Jahre war das schon cool. Anfangs in Basic und wie bereits erwähnt auch in Assembler. Später habe ich dann nur mehr Assembler gecoded und wie 1000 andere Jugendliche gedacht: „Ich mach mal eine Spielebude auf“. Aber dazu brauchte es Grafiker und Musiker, weil das hatte ich nicht drauf… Da Gleichgesinnte, ohne Internet, schwer zu finden waren, klapperte ich die Computerclubs ab und fand auch tatsächlich einige Begeisterte. Aber es war nicht einfach die Leute bei der Stange zu halten,  vor allem wenn nicht der entsprechende monetäre Hintergrund vorhanden ist. So endete das ganze im Chaos..

A: Der C64 war auf jeden Fall ein Spungbrett für viele Karrieren: Egal ob Soft- und Hardware, Musik oder Grafik Artist. Auch mich zog das Gerät über Jahre magisch an.

B: Apropos C64er  – Damals waren alle platt als ich ein neues Steckmodul am C64 bekam und am nächsten Morgen eine Diskettenversion davon in die Schule mitnahm.. Dabei hatte ich einfach nur die EProm Leitung mit einem Schalter versehen, sodass eingesteckte Steckmodule nicht mehr booten und ich den Speicherinhalt mit einem Maschinenmonitorprogramm einfach aus dem Speicher auf Disk geschrieben habe. Dann einen Basic Loader darum gebaut, Intro und Laufschrift dazugehängt und alles mit dem Cruncher komprimiert.

A: Jup davon bekamen manche Spieler einen Epi Anfall 😉

B: Schwierig waren Bankswitchspiele, wo du Teile des Codes in andere Speicherbereiche verschieben musstest um alle Sprungmarken im Code zu adressieren.. Fies war ebenfalls ein Kopierschutz der das Modul in seinen eigenen Bereich schreiben lässt und danach ausliest, am Original passiert da nichts weil der ROM Bytecode ja im ROM ist und sich nicht ändert.
Eine Kopie im RAM aber wird verändert und das Spiel stürzt später genau an dieser Stelle ab. Also diese Speicherschreibkommandos mussten raus, habe sie dann ganz einfach zu Lesezugriffen umfunktioniert….

A: Der CeVi war schon wirklich cool, wie viel Karrieren damit begonnen haben. Was hast du dann gemacht?

B: Im bekanntesten Elektronikladen der Stadt konnte man damals viele interessante Leute kennen lernen, also hab ich dort einfach als Verkäufer angeheuert, anstatt eine Lehre zu machen. Andererseits gab es ein Hilfsarbeitergehalt, was natürlich super war, weil ich 3x soviel verdient habe, als in der Lehre 😉 Dort kamen regelmäßig Leute vorbei, die große Platinen unter dem Arm trugen.. Frech wie ich war, motzte ich herum das das auch nichts besonderes war als ein kleiner Einplatinenrechner mit viel diskreter Elektronik.. Die sagten: „Kleiner du hast keine Ahnung“ – Ja stimmt – Die hatte ich ja wirklich nicht. Was mich aber nicht davon abhielt in die Materie einzutauchen. Schließlich interessierten mich das nicht nur technisch, es schien sich auch Geld damit verdienen zu lassen

A: Die Platinen waren ja auch nicht billig, wie man aus der nachfolgenden Liste entnehmen kann:

B: Ja, die Platinen waren extrem teuer. Wenn was kaputt ging, war Feuer am Dach – Nicht selten setze sich ein Aufsteller früh morgens in den Flieger nach Holland, um beim Distributor seine PCB’s reparieren zu lassen und war dann abends 18:00 Uhr wieder in der Spielhalle zurück. Denn jeder Tag Ausfall eines guten Spiels hieß keine Einnahmen und das wollte keiner. 

A: Hehe, ja das hat der Spieler am Automaten natürlich alles nicht mitbekommen. Da ärgerte man sich höchstens einen ab, wenn der Automat den Geist aufgab und hoffte das das Ding bald jemand reparieren würde.

B: Keine Ahnung woher die alten Männer die Platinen hatten, sie sind damit zu einem Mitarbeiter gegangen und plauderten dann locker 1-2 Stunden hinter verschlossenen Türen.. Das bekam ich natürlich mit. Eines Tages fragte mich ein Kunde, ob ich nicht seinen Automaten reparieren könnte… Eigentlich war es eine Änderung in der Software die den Kunden verärgerte. Ich sagte ihm was ich alles brauchte. Er gab mir darauf das Geld und ich besorgte die nötige Hardware. Für die Änderung musste ich nebenbei mal eben schnell Z80 Assembler lernen, was aber nicht so schlimm war, denn ich kannte Assembler für 6502 Prozessoren. Abends nach Schluss setzte ich mich in die Technik und hatte mir aus dem Lager einen Z80 Computer geholt. Ein Kollege hat mir einen Disassembler gegeben und so konnte ich den Code auslesen 😉 Dann wurde einfach der Programmschleifen Befehl abgeändert und geschaut was im Automat passiert. So hatte ich recht schnell gefunden, wo ich die Sachen anpassen musste, damit sich der Automat so verhält wie es der Kunde wünschte.

A: Arcade Reverse Engineering sozusagen. Das impliziert meist viel zusätzliche Hard und Software die man dafür braucht.

B: Genau, wir haben uns dann kurzerhand einen Epromemulator besorgt den man damals noch selbst zusammenbauen musste und haben diesen dann mit einem IBM Clone unter DOS verbunden. Per Hand hatten wir die Daten von einem Computer zum anderen übertragen und in den Emulator geladen. Die 51/4 Zoll Disketten waren damals nicht kompatibel. Der Kunde war natürlich begeistert, zahlte gleich noch mehr Geld für die Programmchips. Ich war natürlich ebenfalls begeistert, wie man sich denken kann. Später eröffnete er mir, dass er eine Halle voller Automaten aus den USA aufgekauft hatte, die alle dieses Problem aufwiesen und für den Markt so nicht verkaufbar waren ohne meine Änderung.

A: Das erfreut das Hacker Herz und natürlich auch den Geldbeutel eines Enthusiasten ^^

B: Eines Tages, als ich mal nicht im Laden war, fragte der Kunde wo denn der Programmierer sei. Die Mitarbeiter wussten ja nicht bescheid und sagten nur: „Sorry aber wir haben hier keinen Programmierer“. Da dürften beide Seiten etwas verdutzt gewesen sein 😉 Ein anderes Mal kam ein Techniker zu mir und fragte an, ob ich im helfen könne, ein Spiel zu reparieren, welches nicht so gut lief und immer an einer Stelle einfrierte. Er hätte das Spiel von einer Bude bekommen und die haben viel Geld dafür bezahlt, aber deren Entwickler hatte angeblich gekündigt. Keine Firmenlogos, nur eine Nummer auf der Platine. Also haben wir einen Hardwaredebugger ausgeliehen. Die Vertriebsmenschen kamen ja regelmäßig vorbei und wollten uns damals ihren Schrott verkaufen. Die fehlerhafte Stelle war nach einer Woche gefunden. Das Programm fragte immer wieder mal einen Chip nach einer Zahlensequenz. Diese Anfrage überbrückte ich und mein Kollege war überglücklich. Nun funktionierte das Spiel einwandfrei.

Wohin die Platine wanderte wusste niemand so genau, aber es gab wieder viel Geld für mich – Mir wurde später einmal gesagt das einige davon nach Italien zu Aufstellern ging, mit einem Teil meines Programmes – Stolz macht sich breit :-)) Irgendwie war es eine tolle Zeit. Das Geld lag auf der Strasse…

A: Pionier Zeit – War ja bei den Homecomputer nicht anders..

B: Genau, was man aber nicht vergessen darf: Der Zeitaufwand war auch nicht ohne… Also wenn ich abends um 23:00 heimkam war das normal für mich. Wenn man jung ist und genug Kick im Job bekommt, kommt man mit wenig Stunden Schlaf aus und eine Freundin würde eh nur nerven und wertvolle Zeit klauen. Die Familie bekam mich auch kaum zu Gesicht, weil ich nur mehr vorm Computer saß. Wir lebten damals für diese Arbeit, war es doch ein High Tech Job aus unserer Sicht. Wir fühlten uns als Elite , Cracker, dagegen war das Cracken von C64 Spielen Kinderkram.

A: Das kann ich mir gut vorstellen. Aber es braucht schon viel Enthusiasmus und Kreativität und eine gehörige Portion Idealismus dazu. Sonst würde man die vielen Nächte mit noch mehr Kaffee ganz einfach nicht durchhalten. Aber ist man erst einmal gefangen, ist es schwer wieder davon loszukommen, vor allem wenn’s daneben auch noch anständig Kohle dafür gab 😉

B: Ja, das machte sich wirklich bezahlt, denn bald darauf konnten wir uns einen Debugger leisten, einen richtigen Emulator und einen besseren PC, nebst anderen nützlichen Dingen. Mein Chef meinte damals nur ich sollte nichts nebenbei machen und mich lieber auf den Verkauf konzentrieren. Der hatte echt keine Ahnung was bei uns Abends abging 😀 War wohl auch besser so ^^

Die Berufsausbildung musste dann warten, das Studium ebenfalls – erst mal anständig Geld verdienen, man wollte sich ja etwas aufbauen in der Jugend. Immer wieder kam der Techniker mit fehlerhaften Platinen zu mir und wir änderten Grafiksprites oder Zeichensätze oder Texte die im Spiel angezeigt werden sollen – immer gab’s zusätzlich was zu verdienen.

A: So wurde wohl aus einem Einstiegsjob bald ein einträgliches Gewerbe, wie ich sehe. Sozusagen The Austrian Arcade Dream.

B: Könnte man so sagen, ja 😉 Einmal nahm mich ein Kunde am Wochenende in sein Haus mit und zeigte mir seine Platinen, die sein Techniker noch mit der Hand auf Folien zeichnete. Die wurden dann in einem Labor belichtet und als Platinen hergestellt und er fragte ob ich nicht Zeit hätte zu helfen. Ich nahm dankend an wie ihr euch denken könnt.. Damals wie heute wurden die Fehler in den Layouts mit Drahtbrücken ausgebessert. Wer das selber schon gemacht hat, weiß welche Arbeit da dahinterstecken kann.

A: Da kann man nur zustimmen, Platinenflicken kann nerv und zeitraubend sein! Damals wie heute 😀 Wenigstens das hat sich nicht geändert 😛

B: Regelmäßig kam der neue Chef mit irgendeiner Platine an und meinte er braucht da eine „Demoversion“. Die Fertigung war eine mühsame Angelegenheit, aber dann kam per Zufall eine Diskettenbox in meine Hände, mit einem PC CAD Programm unter DOS. Nun konnten wir die Platinen direkt am PC layouten… Ich sollte mich in das Programm einarbeiten und nach einiger Zeit hatten wir die erste CAD Platine fertig. Ich hatte zum Glück den Job im Verkauf nicht mehr nötig und wechselte zum Kunden der auch gleich viel mehr zahlte.

Die Platinen-Layouts der BL haben wir ähnlich der original Platine gezeichnet und anstatt irgendwelchen Mask ROMs, waren bei uns programmierbare Eproms drauf. Wenn’s mal wirklich nicht anders ging den Code zu patchen, weil kein Platz im ROM oder der Game Code zu langsam wurde , haben die Kollegen den Programmcode mal eben flugs auf einen Einplatinen Z80 oder 68000 Computer geladen und dort debugged,  ein anderer baute am Videologic Interface und brachte den zum laufen. Wir fädelten uns den Arsch ab auf den Lochrasterplatinen bis erste Bilder des Spiels auf unserer Protoboard Platine liefen. Ein anderer baute den Audioteil nach und wieder ein Anderer, wenn ich mich recht entsinne ein Ingenieur, bastelte Code, um die Funktion der Customchips nachzubilden, wenn ich es nicht schaffte das direkt am Prozessor als Zusatzprogramm in den Speicher zu drücken. Jedes kleine Detail haben wir nicht gemacht, nur relevantes eben…

Lief das Spiel auf der Kiste, wurde schnell eine Platine layoutet und einem Aufsteller präsentiert – Verkauft und in Massen nachproduziert irgendwo in Asien wahrscheinlich … kein Ahnung, aber ab und an hats die Spiele dann auch bei uns in der Spielhalle gegeben…. Tag und Nacht haben wir gebastelt, gespielt und geforscht… War ne wirklich interessante und schöne Zeit, die ich nicht missen möchte.

A: Woow, ja es war damals einfach Pionier Zeit. Kann man heute vielleicht gar nicht mehr so nachvollziehen, aber die aufkommende Heimcomputer und Arcade Zeit war schon was besonderes!

Gabs beim bootleggen nicht auch viele Timing Probleme?

B: Ehrlich gesagt waren wir echt froh, wenn die Games mehrere Levels lang nicht eingefroren sind 😀 Da wir ständig unter Zeitdruck arbeiteten, haben wir auch nicht sehr viel ins Timing investiert. Das schwierigste waren die Video <-RAM-> CPU Zugriffe, die mussten echt transparent sein. Also zum Beispiel die Videohardware, die nach einem CPU Lesezugriff gleich einen Video / Sprite Ram Zugriff macht, während die z80 noch mit decodieren oder ähnlichem beschäftigt war.

A:  Wie gestaltete es sich mit dem Umgehen div. Sicherheitsmaßnahmen? Sicher eine der schwierigsten Aufgaben in dem Bereich…

B: Herausforderungen sind dazu da um sie zu meistern 😉 Die Sicherheitschecks wurden meist einfach aus dem Original ROM entfernt. Am Einfachsten erklärt bei Pacman. Dort wird beispielsweise ein Interrupt Programmteil im ROM hinterlegt, welcher von Prozessor nicht angesprungen wird, da eine externe HW den Vector verbiegt und auf eine andere Adresse im ROM zeigt. Würdest du die externe Logik nicht verstehen und das Programm auf einem normalen z80 Computer laufen lassen, crashed das in einer Endlosschleife – bis der Watchdog, wenn überhaupt einer vorhanden, den Computer im Sekundentakt resettet.

 

A: Da braucht’s schon einen tieferen technischen Blick, gewürzt mit technischem Einfühlungsvermögen 😉 Klingt nach einer sehr zeitintensiven Arbeit…

B: Also sowas zu finden dauerte schon, trotz Hardwaredebugger. Die externe Logik haben wir dann einfach eliminiert und den ROM so geändert das es das Richtige macht. Die erwähnte Pacman Bootleg Platine war aber vor meinem Gastspiel bei der Firma …

Ich möchte noch anfügen, das das alles so einfach klingt. Aber ohne Zusammenspiel von mehreren Gehirnen wär das eine Sisyphus Aufgabe. Mehrere Leute schaffen da einfach mehr. Weiter kosteten die benötigten Geräte, wie bereits erwähnt, anständig Asche. Denkt man alleine an einen Eprom Brenner, der damals nur eine bestimmte Anzahl an Typen brennen konnte. Und für neuere Eprom Generationen brauchte es wieder neue Brenner. Bauteile waren weniger das Problem, hatten wir doch im Lager stangenweise Eproms, Proms, Rams in allen möglichen Formaten, Löschlampen und und und. Nebst Homecomputer und sogar einen PC XT der ebenfalls mehrere Gehälter kostete. Nichts für einen jungen Schüler wenn er das alleine „verdienen“ müsste. Aber die österreichischen Aufsteller hatten Kohle ohne Ende, zumindest eine Handvoll, und die investierten eben in schlaue Leute – und schnelle Autos ;-))

A: Das kann ich mir vorstellen, life on the fast lane. 

B: Genau, statt Softwarespiele für Homecomputer zu machen war ich also in der Hardwareentwicklung gelandet. Aber egal. War eh viel interessanter 🙂 Damals wollte ich unbedingt zu Commodore AG wechseln, aber ich hatte keinen Abschluss. Später als Commodore dann pleite war, weil sie lieber PCs nachbauten, als sich um den AMIGA zu kümmern oder eine gscheite Konsole zu bauen, war ich dann froh doch nicht zu CBM gewechselt zu haben 😉

A: Der Traum eines jeden heranwachsenden Arcade / Computer Geeks 😉 Bei dir scheint’s ja hervorragend geklappt zu haben. Schon cool, bin heilfroh das miterlebt zu haben. 

B: Genau, es war aufregend. spannend, und die Technik hatte noch keine asymetrischen Signaturen und Verschlüsselungen, keine Debuggererkennungsfunktionen, alles war übersichtlich. Ein ICE Debugger im Prozessorsockel und schon konnte man durch das Spiel im Speicher laufen, stoppen, Ramspeicher auslesen, Spielablaufcode verändern und schauen was dann passiert…

Nur an Dokumentationen war schwer ranzukommen. Man konnte sich zwar über Firmen vom Distributor Datenbücher bzw. Datenblätter besorgen, dafür brauchte es aber auch englisch Kenntnisse, sonst machte der Inhalt wenig Sinn 😉 Wenn man mal nicht mitkam, fragte man „den Alten“, ein Experte eines großen deutschen Technik Unternehmens,  welcher meist immer eine Antworte parat hatte. Es lief viel über „with a little help from my friends“.. 

A: Das ist in Zeiten von Internet heute einfacher geworden. Info @ a click.. Andererseits erschlägt einen aber die Informationsflut auch wieder.

B: Weiß nicht ob die heutige Jugend so einen Aufwand machen würde. Wenn ich mich umsehe, wollen die eher schnelle Kohle machen und Handies verzocken und wenn was nicht gleich geht, wird das Gerät als Ausschlachtobjekt für Display, Akku oder Tauschplatine verwendet. Keiner nimmt sich Zeit. Keiner lernt hier irgendwas dazu… Da tunt keiner mehr, da patched niemand, vom entwickeln eines Gerätes ganz zu schweigen…

Beim Nokia Chipset saßen wir wenigstens noch vorm Stereomikroskop und löteten feine Kupferlitzen an den Prozessor – Debug port an um das Handy mit einem neuen Bootloader zu beschießen um es danach mit einem gepatchten ARM Image für alle Netze freizuschalten…. Oder löteten Flashroms aus um sie Auszulesen und schauten wo die Cryptofunktionen verankert sind … aber das interessiert ja heute niemanden.

A:  Wie wahr, wie wahr, in Zeiten von Modul bzw. Wegwerf Elektronik tut sich leider kaum wer die Arbeit an. Umso schöner find ich es bei unserem Hobby, wenn Leute ihre Zeit und ihr Wissen zur Verfügung stellen und uns helfen die altehrwürdige Elektronik ins neue Jahrtausend zu retten!

Dann wollen wir uns mal bedanken für den Einblick den du uns da gegeben hast. Sowas kommt ja normalerweise nicht an die Oberfläche, umso dankbarer sind wir das du uns für das Interview Rede und Antwort gestanden hast! 

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